„Herzlich Willkommen! Wenn sie glauben Alles richtig zu schreiben, sind sie falsch an dieser Addresse, denn hier geht es um die 10 häufigstesten Rechtschreibfehler! Im wesentlichen sind nachfolgende Verballhornungen beliebt. Das ist natürlich keine Lapalie, wenn man in dieser rauhen Welt da draussen solche Fehler wie in diesem Text garnicht bemerkt. Wenn doch, dann bist Du brilliant (und wahrscheinlich mittlerweile schon agressiv).Seit ihr bereit? Hier die Top 10 der beliebtestesten Rechtschreibfehler!“
Natürlich lässt sich eine chronologische Reihenfolge schwer aufstellen, denn es gibt keine Datenbank, die all die kreativen Auswüchse deutscher Wörter dokumentiert. Aber es gibt gewisse Trends.
Auf dem ersten Platz rangiert … tatatataaaa … Was denkst du? Was sind die beliebtesten Fehler in der deutschen Grammatik? Die Frage lassen wir jetzt einmal so stehen. Sie wird zum Schluss beantwortet.
Kommen wir zum ersten Missetäter:
Das Einzigste!
Superlative sind derzeit sehr beliebt. Überall trifft man sie an. „Du bist mein bestester Freund!“ „Noch ein einzigstes Mal!“ Sie haben sich so selbstverständlich in den deutschen Wortschatz eingeschlichen, dass sie sogar als running gag in Filmen aufgegriffen werden. Dabei hat uns ja schon der Pirat Jack Sparrow gelehrt: „Und es heißt nicht das Einzigste!“ Und für das jüngere Publikum wurde es in „Conni & Co …..“ der Realverfilmung thematisiert, wenn Mami ihre Tochter Conni ausbessert: „Einzige!“
Der nächste häufig anzutreffende Fehler:
garnicht
Dazu gibt es einen Merkspruch: „Garnicht schreibt man gar nicht zusammen“. Diesen Fehler habe ich übrigens als Teenager gerne verbrochen.
Auch sehr beliebt sind eingefügte oder vergessene Buchstaben, besonders bei den Wörtern:
Korrekt ist:
Es ist ja auch fies, wenn man Wörter anders schreibt, als man sie spricht.
Es gibt auch einige wirklich knifflige Konstellationen. Was ist richtig? Des weiteren oder des Weiteren? Der einzige oder der Einzige. Kein einziger oder kein Einziger? Im einzelnen oder im Einzelnen? – Wie schreibt man das nun? Groß oder klein?
Der/die/das Einzige gehört großgeschrieben, da es in diesem Fall als Substantiv verwendet wird, was man an dem Artikel davor erkennt. Wenn man aber z.B. sagt: „Ich bin der einzige Depp hier.“, dann natürlich nicht, da es sich nur um eine nähere Beschreibung zum Depp handelt (ein Adjektiv). Des Weiteren schreibt man so, da es sich ebenfalls um eine Substantivierung handelt. Vorsicht bei versteckten Artikeln wie am, im, zum, aufs, zur -> „Im Großen und Ganzen.“ „Im Allgemeinen.“ „Am Abend.“ „als Erster“ „fürs Erste“
Und wie schreibt man „im Vorraus“? Groß oder klein? Stimmt, groß und übrigens nur mit einem „r“ - auch so ein beliebter Fehler.
Aber jetzt ist doch alles klar, oder?
„Kein Einziger“ müsste es heißen, da es sich auch hier um eine Substantivierung handelt.
Ach ja und für die ganz Interessierten hier noch eine Tabelle, welche Wendungen man frei nach Belieben groß oder klein schreiben darf.
vor kurzem/vor Kurzem
seit langem /seit Langem
bei weitem/bei Weitem
bis auf weiteres/bis auf Weiteres
ohne weiteres/Weiteres
recht/Recht haben
recht/Recht geben
von nahem/von Nahem
von weitem/von Weitem
von neuem/von Neuem
aufs äußerste/Äußerste
aufs beste/Beste
Vor allem und unter anderem schreibt man, auch nach der Rechtschreibreform, immer noch klein.
Meint man einen Schild, also nicht ein Schild wie Straßenschild, sondern den Schild als Teil des Waffenarsenals, also nicht das Schild, sondern der Schild … Puh, das ist wird jetzt zu kompliziert. Kurz und bündig:
Das Schild ist ein z.B. Nummernschild und die Mehrzahl davon ist Schilder.
Der Schild ist eine Schutzwaffe und der Plural dazu heißt Schilde.
„Du hast es kaputt gemacht!“, schallte der Vater den Sohn. Was schallte, war vielleicht eine Ohrfeige, aber in dem Fall heißt es korrekt: „… schalt der Vater seinen Sohn.“
schelten – schalt – geschalt
Ein kleines Rätsel, bitte alle mitmachen: Wie schreibt man:
„Mein Lehrer ist tot/ tod.“
(akutes Herzversagen wegen der vielen Rechtschreibfehler) Tot oder tod?
Und wie schreibt man:
„Der Tod/ der Tot kriegt mich nicht!“ ?
Richtig! Der Tod als Substantiv wird mit d geschrieben, das Adjektiv mit hartem t. Zu leicht? Ein bisschen mehr Herausforderung?
Wenn man tot ist, ist das sicher totlangweilig/ todlangweilig. Der Tod ist zum totärgern/ todärgern.
Also, was ist korrekt? Na gut, das war keine Herausforderung. Todlangweilig, nicht? Bitte nicht totärgern, ich finde eine bessere Challenge.
Wie wär‘s mit
Endgelt oder Entgelt?
Stimmt. Das kommt von „entgelten“, daher mit t.
Verließ oder Verlies?
Weismachen oder weißmachen?
Verpöhnt oder verpönt?
Wiederspiegeln oder widerspiegeln?
Das Für und Wider oder das Für und Wieder
Oder doch klein? Das für und wider/ das für und wieder?
Hier die Auflösungen:
Verlies, weismachen, verpönt, widerspiegeln, das Für und Wider
Wieder und wider zählt auch zu den häufigsten Fehlern. Richtig angewandt, bezeichnet das „wieder“ eine Wiederholung und „wider“ etwas Gegensätzliches, also z.B. wider Willen, widerstehen, wider Erwarten.
Jetzt aber zu der Nummer Eins der populärsten Rechtschreibfehler!
Eigentlich müssen sich zwei Kandidaten diesen Rang teilen:
Tatatataaa
Trommelwirbel!
Und das hast du sicherlich bereits vermutet:
Unser heißgeliebtes dass. Das und dass wird häufig verwechselt. Daß gibt es übrigens nicht mehr. Es wurde wegreformiert. Finito. Aber das scharfe ß müssen wir in der deutschen Sprache dennoch nicht missen, denn immerhin wird es immer dann geschrieben, wenn man den Vokal davor lang und gedehnt spricht, wenn es hinter einem Zwielaut (au, eu, ie, ei) oder Umlaut (ö, ä, ü) steht.
Beispiele:
Maße (von Maßband) vs. Masse (ein Vielfaches von)
Gruß
Müßiggang
mäßig, schießen, Fleiß, außen, süß usw.
Naja, weil die deutsche Sprache ja sonst totlangweilig … todlangweilig … äh? … naja halt zu einfach wäre.
Nein, genaugenommen gibt es eine Regel: ß (»scharfes s«) steht in Wortstämmen, in denen auf einen langen Vokal oder einen Diphthong (Zwielaut) nur ein einfacher, stimmloser s-Laut folgt. Dies gilt jedoch nur, wenn der s-Laut in allen Beugungsformen stimmlos bleibt.
Und damit wir den zweiten Sieger der Top 10 nicht vergessen:
Seit ist eine Zeitangabe
Seid ist die Deklination von sein
Nachtrag: Ich habe einen ganz anderen Missetäter im Verdacht, der schlimmste Feind der Grammatik zu sein. Errätst du, wer das sein könnte? Er ist klein und dünn und taucht oft dort auf, wo er nicht hingehört, aber wo er sein sollte, ist er nicht immer anzutreffen. Er trennt gerne und er befindet sich zwischen Aufzählungen - der Beistrich!
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Und wer in meinem Buch als Erster einen der Rechtschreibfehler findet, den ich hier präsentiert habe, dem spendiere ich einen Getränkegutschein. (Das gilt nicht für Beistriche, denn in diesem Fall bekenne ich mich schuldig im Sinne der Anklage.)
😍 Ich habe noch nie so einen unterhaltsamen und lustigen Beitrag über Rechtschreibung gesehen! BRAVO, bravo, bravo! Und hey! Welche Mühe du dir gemacht hast mit den Insta Beiträgen und Challenges dazu. Super!
Lieber Robin,
Deinen Artikel über Rechtschreibung fand ich sehr lehrreich & unterhaltsam.
In der Schule war ich zwar nicht die Allerbeste darin, aber doch so unter den 2er Schülern zumindest. Dennoch war mir das mit "dem Schild" nicht bewusst.
Für mich gab es nur "das Schild".
Deine Beiträge generell sind sehr interessant & authentisch... machen richtig neugierig auf dich als Mensch auch.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit deinen Wahnsinns-Büchern... Aber wahrscheinlich hast du diesen bereits & der nächste Schritt ist vielleicht "Hollywood" 😍🙄?
Jaaa DAS würde ich mir sehr wünschen...kommen mir gleich Bilder von Avatar in den Sinn... nur eben mit den Figuren aus deinen Büchern...
Liebe Grüße von
Isabela - Cristina Dorina Puia
von Klanghypnose